Samstag, 11. Oktober 2008

Gespraeche zwischen Kulturen

Auf unserem Ausflug heut nach Nelspruit haben wir uns mit Sifiso ueber sehr spannende Dinge unterhalten, die meiner Meinung nach einen eigenen Eintrag verdient haben:
Wir unterhielten uns ueber Tradition in verschiedensten Auspraegungen und Sifiso sagte uns, dass die Tradition, die vor laengerer Zeit noch fuer kulturelle Stabilitaet sorgte, immer mehr als
Vorwand missbraucht wird, um Kriminalitaet zu "erklaeren". Es kommt immer haeufiger vor, dass als Racheakt jemand umgebracht wird. Zunehmend werden aber gleich 15 Leute umgebracht, die grad zur falschen Zeit am falschen Ort waren. Wirklich grausam. Kriminalitaet gibt es bei uns ja auch, aber da muss man schlimmstenfalls Angst um seine Sachen haben, aber hier macht man sich Sorgen um sein Leben. Um aber alle Mamas, Papas und andere zu beruhigen: wenn man sich an ein paar einleuchtende Regeln haelt, passiert einem so schnell nichts!! Wir wissen, wo wir uns wann aufhalten koennen, dass uns nichts passiert!!

Was mich noch mehr erstaunt hat, weil ich dass so noch gar nicht gehoert hatte, ist der Glaube an Hexen. Sifiso hat uns erst davon erzaehlt, dass es hier Hexen gibt, die auf Teeloeffeln oder Broten reiten. Ich habe ihn dann gefragt, ob er das glaubt, dass die Menschen wirklich auf Gegenstaenden fliegen koennen. Er sagte, dass er sich das zwar schwer vorstellen kann, WIE es funktioniert, weil sein grosser Koerper doch gar nicht von einem Teeloeffel gehalten werden kann, aber er glaubt dran, dass es moeglich ist. Er selbst habe schon eine Frau vom Brot fallen sehen! (Als er den Satz wort-woertlich auf englisch sagte, musste ich mir wirklich das Lachen verkeifen! Nicht weil ich mich darueber lustig mache, aber eine Frau, die vom Brot faellt, ist wirklich eine zu komische Vorstellung).
Im gleichen Gespraech hat er uns noch von den traditionellen Heilern erzaehlt. Es gibt vier verschiedene Arten, zwei gute und zwei nicht so gute. Die, von denen ich vorher schon gehoert hatte, sind die Sangomas. Die haben ihr Handwerk auf einer Art Schule ueber einen laengeren Zeitraum gelernt und werfen Knochen, um in die Zukunft zu sehen und heilen Krankheiten mit Kraeutern. Dann gibt es die, die quasi das gleiche machen, dessen Namen ich aber leider wieder vergessen habe (trage ich nach). Die waren aber nicht auf einer Schule, sondern haben das Amt vom Vater erlernt und geerbt.
Jetzt kommt aber das wirklich erschreckende. Zu den anderen zwei Heilern geht man, wenn man etwas erreichen moechte (Sifisos Beispiel: "...wenn man reich werden moechte"), oder wenn man jemanden umbringen moechte! Um seine Wuensche zu erreichen, nennt der Heiler einem dann etwas, was man machen muss. Sifisos Beispiel dafuer: "...derjenige muss 5 Menschen toeten"!!
Sifisos Tante ist auch eine Sangoma. Er hat aber selbst Angst vor ihr, weil er nie einschaetzen kann, was sie macht, oder weiss...
Der Tod ist hier fuer mich viel deutlicher zu spueren, als in Deutschland. Hier kommen staendig Nachrichten von Toten an. Allein bei meinem Besuch bei der Grundschule hat Noxi, die mit uns dort war, die Nachricht bekommen, dass sich ihr Cousin selbst erschossen hat, ihr Grossmutter bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt wurde und ein weiteres Familienmitglied ebenfalls gestorben ist. Bei ganz vielen Situationen bekommt man gesagt: "Ne, derjenige ist grad nicht zu sprechen, er ist auf der Beerdigung eines Familienmitglieds". Auch Lucky kam gestern und sagte, dass ein Freund gestorben sei. Dann hatte ein Taxi hier in der Naehe einen Unfall mit 20 Toten. Neben Aids (das spricht aber natuerlich keiner aus) spielen Verkehrsunfaelle eine grosse Rolle. Die Dunkelhaeutigen muessen frueh morgens schon im Dunkeln zur Arbeit aufbrechen und da sie natuerlich keine Autos haben, laufen (sie auf den Strassen, wo auch Autos ziemlich schnell fahren) und/oder fahren mit Bussen. Da aber Menschen mit dunkler Hautfarbe und dunklen Klamotten im Dunkeln GAR NICHT zu sehen sind, kommt es haeufig zu toedlichen Unfaellen.

Ich bin so dankbar fuer diese Gespraeche (ein Hoch auf Nangu Thina, die DPSG und weltwaerts, die das Ganze moeglich machen!!!), die mir wirklich tiefe Einblicke in die Kultur geben. So setzt sich Puzzleteil um Puzzelteil zusammen und trotzdem kommen noch wieder so viele Neuigkeiten...

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Jule,

vielen Dank für Deinen tollen Blog!

Ich wünsche Dir weiterhin so viele wertvolle Erfahrungen und Erlebnisse, die Du im wundervollen Südafrika sammeln kannst.

Bitte grüß´ Nikki von Marei und Thorsten, wir waren 2003 als Freiwillige in White River.

Liebe Grüße, und Gut Pfad!

Thorsten

(http://www.pfadfinder-saal.de)

Jule hat gesagt…

Danke fuer den netten Eintrag!!
Ich werde die Gruesse gleich morgen weitergeben.
Liebe Gruesse und ein herzliches Gut Pfad zureuck nach Deutschland!
Jule